Afrika: Die prophetische Stimme der Kirche dringend nötig
Kirchenleitende besprechen die Arbeit der lutherischen Kirchen in Afrika, die vielfältigen Kontexte, ihre Freuden und Herausforderungen und bekräftigen die Bedeutung der prophetischen Stimme der Kirche.
Richtung weisen, Frieden und Menschenrechte fördern
(LWI) – Konflikte und Unsicherheit, die Klimakrise und ein schrumpfender zivilgesellschaftlicher Handlungsspielraum herrschen in den afrikanischen Gesellschaften vor. Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Panti Filibus Musa, und weitere afrikanische Kirchenleitende gaben mit ihren Erwägungen über die Arbeit und den Kontext der lutherischen Kirchen in Afrika einen Einblick in diese Krisen.
Bei der vorbereitenden Konsultation für Afrika in Nairobi, Kenia, trafen sich Erzbischof Musa und junge Menschen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Mitarbeitenden des LWB und weitere Delegierte, um in Vorbereitung auf die LWB-Vollversammlung im polnischen Krakau im September über regionale Stärken und Herausforderungen zu sprechen.
Musa erklärte, dass viele Menschen, die vor der Gewalt fliehen, gezwungen seien, unter unerträglichen Bedingungen in Lagern für Binnenvertriebene zu leben. Das wirke sich negativ auf die Identität der in den Lagern geborenen Kinder aus. „Diese Herausforderungen zerrütten die sozialen Strukturen und die gesellschaftliche Stabilität und führen zu Angst, Vertreibung und dem Verlust von Leben.“
In seinem Vortrag zeigte sich Musa besorgt darüber, dass der demokratische und zivilgesellschaftliche Handlungsspielraum in vielen afrikanischen Länder dramatisch schrumpfe. Die prophetische Stimme der Kirche werde dringend benötigt, um eine neue Richtung zu weisen und den Frieden und die Menschenrechte zu fördern.
Im Zusammenhang mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie in Afrika wies er auf die Zunahme sexualisierter und häuslicher Gewalt hin. Die Kirchen forderte er auf, sich für Gendergerechtigkeit durch Wandlung der Gesellschaften einzusetzen. Musa sagte, die Herausforderungen „wirken sich auch auf Staatsführung, wirtschaftliche Entwicklung, Bildung, Gesundheitsfürsorge, Gleichstellung der Geschlechter, das soziale Wohlergehen von Familien und die Infrastruktur aus und verschlimmern die bereits bestehenden Herausforderungen in vielen afrikanischen Ländern.“
Einheit und Vernetzung
In seiner Betrachtung zum Thema der Vollversammlung, „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“ meinte Musa, diese Worte betonten die Einheit und Vernetzung der Kirche in einer Welt, die oftmals von Spaltung und Gewalt geprägt sei. Es sei unerlässlich, sich auf „unsere gemeinsame Identität als die Kinder des Leibes Christi“ zu konzentrieren, „um die Konflikte sowohl in der Kirche als auch in der Gesellschaft anzugehen.“ Er fügte hinzu, diese Identität „ermöglicht es uns, Menschen in Not zu dienen.“
Das Thema der Vollversammlung, so Musa, gebe der Region Afrika Hoffnung. „Das Thema dient als deutliche Mahnung zur Einheit, Zusammenarbeit und Hoffnung im heutigen Leben der Kirche.“ Er merkte an, dass diese Hoffnung dringend benötigt werde, denn „das Thema ermutigt uns, an der Hoffnung festzuhalten, und gleichzeitig ist es ein Zeichen der Hoffnung, besonders in einer Region, die mit Verunsicherung und Schwäche zu kämpfen hat.“
Musa sagte: „In Afrika wurden und werden Gewalttaten im Namen der Religion verübt, auch im Namen des Christentums.“ Er wies darauf hin, dass die missbräuchliche Nutzung spiritueller Texte und die Diskriminierung von Volksstämmen mit zu den Ursachen der Gewalt und Unsicherheit in Afrika gehörten und die politischen Machtkämpfe verschärften. Er hob hervor, dass die Herausforderung für die Kirchen darin bestünde, zu versuchen, „gewaltfreie Reaktionen auf Gewalt zu fördern“.
Vordringlichkeit der Klimakrise
Khulekani Sizwe Magwaza, ein LWB-Ratsmitglied von der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Südlichen Afrika, und Maro Maua von der Kenianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche sprachen auf einer von Adama Isa, einem Theologen der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria, moderierten Plenarsitzung über die Vordringlichkeit der Klimakrise. Magwaza rief die Kirchen auf, jungen Menschen mehr Gelegenheit zur Teilnahme an der Arbeit beim Eintreten für Klimagerechtigkeit zu verschaffen. Er sagte, da die jungen Menschen vom Klimawandel am stärksten betroffen seien, müssten sie für Klimagerechtigkeit eintreten und darauf hinarbeiten. „Die fortschreitende biologische, psychosoziale und kognitive Entwicklung junger Menschen wird durch den Klimawandel bedroht“, betonte er.
Maua sagte, „die Klimakrise hat mehrere Dimensionen, bei denen sozioökonomische, politische und ökologische Faktoren miteinander verflochten sind.“ Er warnte davor, dass „wichtige Entwicklungsbereiche bereits Verluste und Schäden auf breiter Front erlitten haben.“ Er forderte von Kirche und Glaubensorganisationen ein proaktiveres Engagement beim Eintreten und Eingreifen in Sachen Klimagerechtigkeit in Afrika.
Fortgesetztes lokales und globales Engagement
Der Leiter für globale Advocacy-Arbeit des LWB, Isaiah Toroitich, und die Direktorin des Lutherischen Büros für Weltgemeinschaft (Lutheran Office for World Community, LOWC), Christine Mangale, stellten heraus, wie wichtig die Advocacy-Arbeit bei der Bewältigung dieser regionalen Prioritäten sei. Toroitich hob hervor, wie die afrikanischen Kirchen mit verschiedenen Menschenrechtsherausforderungen umgegangen sind, und forderte sie auf, diese Arbeit fortzusetzen und sich auch weiterhin mit internationalen und örtlichen Akteurinnen und Akteuren zu vernetzen, um zukunftsfähige Lösungen vorzubringen.
Mangale bestärkte ihrerseits die LWB-Mitgliedskirchen in Afrika darin, sich die offiziellen Stellen weltweit zu Nutze zu machen, um Lösungen zu finden, die mit den UN-Nachhaltigkeitszielen in Einklang stehen und den Gemeinden nützen können, indem sie für bessere Lebensstandards für alle sorgten.